Shieh Jhy-Wey ist der Vertreter Taiwans in Deutschland. Im Interview spricht er über die Bedrohung durch China, sein Stand in Deutschland und die Rolle der Inselrepublik in der Corona-Krise
Mit massenhaften Provokationen durch Kampfjets stellt China derzeit die Unabhängigkeit der Inselrepublik Taiwan in Frage. Die Angriffe bedrohen eine junge Demokratie, die kaum diplomatische Anerkennung findet – weil Peking jedem potenziellen Partner mit wirtschaftlicher Abstrafung droht. So hat Taiwan auch in Berlin keinen Botschafter, sondern nur einen Repräsentanten, den Germanistik-Professor Shieh Jhy-Wey. Otto Schnekenburger sprach mit ihm.
BZ: Herr Shieh, haben Sie Angst um Taiwan? Ich denke neben den Manövern Chinas im Luftraum auch an die unzweideutigen verbalen Drohungen durch Staatschef Xi Jinping.
Shieh: Ja. Gerade wenn man bedenkt, wozu das chinesische Regime – etwa beim Massaker vom 4. Juni 1989 – schon fähig war. Was derzeit geschieht, ist weit mehr als Säbelrasseln. Es sind ja nicht nur ein paar Kampfjets in unsere Identifikationszone zur Luftverteidigung (ADIZ) eingedrungen. Sondern an manchen Tagen mehr als hundert. So wird Taiwan gezwungen, eigene Kampfjets aufsteigen zu lassen um China ...