Uwe Timm eröffnet das 37. Freiburger Literaturgespräch mit "Alle meine Geister". Passender geht es kaum: Das Buch feiert die Literatur – und wie sie durch Vermittlung ihre verändernde Kraft entfalten kann.
BZ: Herr Timm, gerade war Bundespräsident Steinmeier in Tansania, um sich dort für deutsche Kolonialverbrechen zu entschuldigen. Ihr Roman "Morenga" thematisierte schon vor 45 Jahren den ersten deutschen Völkermord im heutigen Namibia. Wie kamen Sie auf dieses Thema?
Uwe Timm: Bei uns Zuhause kamen noch ehemalige Offiziere vorbei, die im "Schutzgebiet" Deutsch-Südwestafrika gedient hatten. Dass die Kinder der Nama nicht zur Schule mussten und nicht geprügelt wurden, fanden sie undeutsch. Das hatte sich mir eingeprägt. Als linker Student war ich dann 1967 dabei, als das Denkmal von Kolonialgouverneur Wissmann in Hamburg gestürzt wurde. Die ...