Account/Login

Nach der Schule ging es aufs Feld zur Kartoffelernte

  • Ella Bärmann, Klasse 8a, Hugo-Höfler-Realschule (Breisach)

  • Fr, 15. Dezember 2023
    Schülertexte

     

Wie war es, früher ein Kind oder Jugendlicher zu sein? Was hat sich alles verändert? Hatte man früher eine schönere oder schlechtere Kindheit als heutzutage? Dazu hat Ella Bärmann ihre Oma interviewt. .

Die Kinder mussten früher bei der Ernt...nd zum Beispiel Kartoffeln aufsammeln.  | Foto: Uwe Anspach (dpa)
Die Kinder mussten früher bei der Ernte helfen und zum Beispiel Kartoffeln aufsammeln. Foto: Uwe Anspach (dpa)
Meine Oma wurde 1937 geboren und ist 86 Jahre alt. Sie berichtete über die Zeit nach dem Krieg, als sie etwa zehn Jahre alt war. Sie wuchs mit ihren drei Schwestern, ihrer Mutter und Oma in einem Haushalt auf. Ihr Vater ist im Krieg gefallen. Sie erzählte mir von ihrem Alltag.

Der Tag begann auch früher schon mit der Körperpflege. Zähne putzen und waschen – allerdings mit kaltem Wasser und einer Waschschüssel. Morgens ging sie in die Schule, samstags hatte sie ebenfalls Unterricht. Früher hatte man nicht so viele Fächer, dementsprechend auch nicht so viele Hausaufgaben wie heutzutage.

Während die Kinder in der Schule waren, waren die Eltern, die Landwirtschaft betrieben haben, auf Äckern, in den Reben, auf Feldern. Wenn die Kinder von der Schule nach Hause kamen, genauso wie ihre Eltern, aßen sie zusammen das Mittagessen, das häufig die Oma von meiner Oma gekocht hatte.

Danach ging meine Oma mit aufs Feld. Die Kinder mussten bei der Landwirtschaft helfen. Früher hatte man noch keine Maschinen und die Heuernte, Kartoffelernte et cetera musste alles von Hand erledigt werden. Oft konnte man erst abends seine Hausaufgaben machen.

Bei schlechtem Wetter und Regen wurde Wäsche gewaschen, zuerst die weiße und dann die farbige Wäsche. Dazu nahm man Kupferkessel, die man über eine Feuerstelle stellte. Die Wäsche kam in den Kessel mit kaltem Wasser und wurde auf der Feuerstelle erwärmt. Wenn das Wasser ein wenig abgekühlt war, schrubbte man die Wäsche entweder mit der Hand oder mit einem Waschbrett.

Um zu kochen, hatte man einen Kohle- oder Holzherd. Dazu gab es passende Ringe, die man je nach Größe eines Kochtopfes benutzte. Solche Herde sind heutzutage nahezu verschwunden, da es Elektro- oder Gasherde gibt.

Man hatte noch keine Zentralheizung, sondern nur Holzöfen, und auch keine Badewannen, sondern Blechzinkwannen, in welchen nur samstags gebadet wurde. Aber auch zum Baden musste das Wasser erst einmal erwärmt werden.

Am Sonntagmorgen ging meine Oma in die Kirche und mittags in den Kindergottesdienst. Danach hatte sie Freizeit und traf sich oft mit Freundinnen.

Nach Abschluss der Schule haben die Jungen Berufe gelernt oder sind bei der Landwirtschaft geblieben. Die Mädchen gingen auf Hauswirtschaftsschulen, in Nähkurse, arbeiteten als Hausmädchen oder blieben bei der Landwirtschaft. Meine Oma war über den Winter in einem anderen Haushalt angestellt und arbeitete den Sommer über zuhause. Bereits als Vierzehnjährige kochte, wusch, und putzte sie als Hausmädchen.

Blieb man bei der Landwirtschaft, ging man auf den Freiburger Münstermarkt, um seine Erzeugnisse zu verkaufen. Man stand schon um drei Uhr nachts auf. Die Waren wurden in großen Körben auf Traktoren geladen, die Verkäufer fuhren jedoch mit dem Fahrrad nach Freiburg. Später wurden die Körbe mit Lastwägen transportiert. Zuerst ging es auf den Großmarkt, der um 6 Uhr morgens öffnete. Anschließend wurden die Produkte, die nicht verkauft wurden, auf dem Münsterplatz verkauft. Um 13 Uhr fuhr man nach Marktende wieder nach Hause.

Nach einer kleinen Ruhepause stand wieder Feldarbeit an, wohin man nicht wie heute mit dem Auto fuhr, sondern meistens zu Fuß ging. Zum Ernten hatte man Sensen, Hacken, Gabeln und Rechen. Es war alles viel Handarbeit. Die Erntewägen, Mistwägen oder auch Getreidewägen zogen meist Pferde oder Kühe. Früher ging es schwerer und dauerte länger, heute läuft alles einfacher und zügiger, da wir nun Maschinen haben.

Meine Oma erzählte, dass sie trotz allem eine schöne Kindheit und Jugend hatte, obwohl sie nicht mal Spielsachen besaßen und anfangs auch Krieg war. Ich persönlich bin froh, dass ich erst jetzt geboren bin, aber das Leben wie früher, ohne Handys, stelle ich mir oftmals besser vor.

Befasst man sich näher mit dem Thema Alltag vor etwa 70 Jahren, schätzt man manche Sachen vielleicht mehr, die man heute als selbstverständlich empfindet. Zum Beispiel, morgens ins geheizte Bad zu gehen und sich mit warmem Wasser aus der Waschtischarmatur zu waschen.

Ob früher oder heute, jede Zeit hat ihre schönen Seiten.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 15. Dezember 2023: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel