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Zischup-Interview

"Hier sind viele Kompetenzen relevant"

  • Sophie Simon Flores, Klasse 8c, St.-Ursula-Gymnasium (Freiburg)

  • Fr, 26. April 2024
    Schülertexte

     

Michael Simon ist Fremdsprachenlehrer und Fortbildender für digitale Medien in Freiburg. Ein Gespräch über Chancen und Grenzen von Künstlicher Intelligenz und die Herausforderungen für den Schulalltag.

Dieses Bild zum Thema KI und Lernen ha...mit der KI-Anwendung ChatGPT erstellt.  | Foto: Privat
Dieses Bild zum Thema KI und Lernen hat Sophie Simon-Flores mit der KI-Anwendung ChatGPT erstellt. Foto: Privat
Seit nun mehr als einem Jahr ist Künstliche Intelligenz (KI) oder auf Englisch Artificial Intelligence (AI) in aller Munde und krempelt den Alltag um. Ob Schaupielerstreik in Hollywood oder EU-Gesetz zur Regulierung der Nutzung von KI, irgendwie sind scheinbar alle Lebensbereiche betroffen. Dies gilt auch für den Bildungsbereich, beziehungsweise die Schule.

Zischup: Ist es wichtig, dass sich auch Schule mit dem Thema KI beschäftigt?
Simon: Ja, aus meiner Sicht ist dies sehr wichtig. Das Thema ist zunächst einmal gesellschaftsrelevant und beinhaltet viele Aspekte, die in verschiedenen Unterrichtsfächern, wie Ethik, Deutsch oder Informatik thematisiert werden sollten. Es gilt, die Lernenden für den richtigen Umgang mit KI zu sensibilisieren. Chancen und Grenzen der Nutzung Künstlicher Intelligenz sollen erkannt und wichtige Kompetenzen zur richtigen Anwendung vermittelt werden. Dies gilt aber nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern genauso für die Lehrenden.

Zischup: Welche Kompetenzen sind aus Ihrer Sicht beim Umgang mit KI in der Schule wichtig?
Simon: Sicherlich sind hier sehr viele Kompetenzen relevant. Ich versuche, auf einige der Wesentlichsten einzugehen. Wenn wir zum Beispiel ChatGPT oder eine andere Anwendung nutzen möchten, ist es sehr wichtig, richtig zu prompten, damit man gute Ergebnisse bekommt. Das bedeutet, dass man sich sehr genau überlegen muss, mit welchen Worten oder Sätzen die Aufgabenstellung für die KI formuliert wird. Möchte man ein Arbeitsblatt für den Fremdsprachenunterricht generieren, so sollten nicht nur das Thema, sondern auch die Klassenstufe, das Sprachniveau und weitere Spezifikationen genannt werden. Ein guter Prompt kann lange und komplex sein. Hier müssen wir alle stets dazulernen. Eine weitere, sehr wichtige Kompetenz besteht darin, dass Schülerinnen und Schüler der KI nicht blind vertrauen, sondern Ergebnisse hinterfragen und beurteilen können. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig zu wissen, wie KI prinzipiell funktioniert. Algorithmus, neuronale Netze und maschinelles Lernen sind nur einige Begriffe, die man kennen und in Grundzügen verstehen sollte. Auch das Thema Datenschutz ist natürlich relevant und bekommt in diesem Zusammenhang nochmals eine größere Bedeutung. KI analysiert Daten und bringt sie in neue Zusammenhänge. Daher sollten Jugendliche, wir alle, genau überlegen, welche Daten wir preisgeben.

Zischup: Wo kann Künstliche Intelligenz Lernende im Schulalltag unterstützen?
Simon: Die Nutzung von KI-Systemen bietet zunehmend die Möglichkeit, Schülerinnen und Schüler individuell zu unterstützen und zu fördern. In Sekundenschnelle kann passendes Lern- und Übungsmaterial erstellt und adaptiert werden. Komplexe Sachtexte können so vereinfacht und Rückmeldungen zu verfassten Texten gegeben werden. Im Fremdsprachenunterricht hat man die Möglichkeit, im geschützten Raum mit einer virtuellen Person zu chatten oder gar zu sprechen. Wenn KI richtig und kompetent angewandt wird, kann der Lernerfolg aus meiner Sicht gesteigert werden. Wir können mehr Schülerinnen und Schüler da abholen, wo sie tatsächlich stehen.

Zischup: Welche Voraussetzungen benötigt man in der Schule, damit wir künstliche Intelligenz nutzen können?
Simon: Sicherlich benötigen wir weiterhin eine stabile Anbindung an das Internet und mobile Endgeräte, auf denen KI-Anwendungen genutzt werden können. In diesem Bereich hat sich schon viel getan und wird auch noch mehr geschehen. Eine weitere, ganz wesentliche Frage, ist die nach einer DSGVO-konformen KI-Plattform, die sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrerinnen und Lehrer im unterrichtlichen Kontext gemeinsam und kostenfrei nutzen können. Diesbezüglich gibt es in Baden-Württemberg gerade eine Pilotphase mit einer entsprechen-den Anwendung. Natürlich müssen auch die Lehrenden im Umgang mit KI geschult werden. Hierfür sind im Laufe der letzten Monate sehr viele überfachliche und fachliche Fortbildungsangebote geschaffen worden.

Zischup: Was möchten Sie uns am Ende noch mit auf den Weg geben?
Simon: Es gibt von Joscha Falck ein treffendes Modell zum Thema KI und Schule: "Lernen und KI- fünf Dimensionen für den Unterricht." Darin zeigt er nochmals die Punkte auf, die beim Umgang mit KI im schulischen Kontext wesentlich sind. Mit diesen Punkten möchte ich schließen: Lernen trotz KI, Lernen mit KI, Lernen über KI, Lernen durch KI und Lernen ohne KI.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. April 2024: PDF-Version herunterladen

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