Account/Login

Zisch-Interview

"Fast alle sind gefühlt meine Lieblingstiere"

  • Klasse 4, Spielwegschule (Münstertal)

  • Fr, 31. März 2023
    Zisch-Texte

     

Der Tierpfleger Pascal Witte arbeitet beim Tierschutzverein Freiburg. Der Klasse 4 der Spielwegschule aus Münstertal hat er erzählt, wie es ist, mit Tieren zu arbeiten.

Bei dem Rundgang der Zisch-Kinder im T...20; ganz besonders aufmerksam beäugt.   | Foto: Nina Witwicki
Bei dem Rundgang der Zisch-Kinder im Tierheim hat Katze Ronni die „Eindringlinge“ ganz besonders aufmerksam beäugt. Foto: Nina Witwicki
Die Viertklässler der Spielwegschule haben sich auf diesen Tag im Tierheim schon lange gefreut. Sie haben bei der Auslosung unter vielen Klassen gewonnen, die sich für den Zisch-Aktionstag der Badischen Zeitung gemeinsam mit dem Tierschutzverein Freiburg beworben hatten. Einen Vormittag durften die Nachwuchsreporter das Tierheim in Freiburg besuchen und dem Tierpfleger Pascal Witte für ein Interview vorher überlegte Fragen stellen.

Zisch: Wie viele Tiere leben im Tierheim?
Witte: Aktuell leben bei uns im Tierheim so rund 150 Tiere, dazu zählen auch die Wildtiere. Wir haben gerade Igel, die bei uns überwintern, die werden im Früh-ling wieder rausgelassen. Im Schnitt sind es immer zwischen 150 und 200 Tiere, die wir hier jeden Tag versorgen müssen.

Zisch: Warum kommen die Tiere zu euch?
Witte: Die meisten Tiere sind Abgabe- und Fundtiere. Das heißt, die meisten Tiere werden aus persönlichen Gründen von Privatpersonen abgegeben. Fundtiere werden aufgefunden, häufig sind es Katzen und es ist nicht mehr nachvollziehbar, wo sie hingehören und wer ihre Besitzer sind. Sie sind nicht gekennzeichnet und haben keinen Chip. Fundhunde kommen nur sehr selten zu uns ins Tierheim. Die meisten Hunde sind entlaufen und werden wieder abgeholt.


Zisch:
Welche Tierarten leben bei euch?
Witte: Rennmäuse, Ratten, Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen, Degus, Chinchillas, Katzen und derzeit 20 bis 25 Hunde. Exotischere Haustiere gibt es auch manchmal, zum Beispiel hatten wir schon mal eine Königspython, Kornnattern, griechische Landschildkröten und Leopardgeckos. Außerdem gibt es Wildtiere, wie Wildschweine, Igel, verletzte Greifvögel oder Singvögel, wie Spatzen und Amseln.

Zisch: Was passiert, wenn ihr Mal kein Platz mehr im Tierheim habt?
Witte: Dann heißt es zusammenrücken und Platz schaffen. Für Tiere, die von ihren Besitzern abgegeben werden müssen, haben wir auch eine Warteliste, und wir bieten eine Privatvermittlungsseite auf unsere Homepage an.

Zisch: Gibt es besondere Freundschaften unter den Tieren?
Witte: Wir haben es schon oft erlebt, dass Katzen, die sich vorher nicht kannten, hier die engsten Freunde wurden. Wir haben dann gemerkt, dass wir die beiden auf jeden Fall zusammen vermitteln sollten. Auch Hunde, die gemeinsam in einem Zwinger sind, gewöhnen sich aneinander und kuscheln zusammen im Körbchen. Die wollen wir dann auch nicht mehr trennen.

Zisch: Wie viele Tiere vermitteln Sie im Jahr?
Witte: Es kommt natürlich darauf an, wie viele Tiere wir bekommen. Wir vermitteln etwa 200 bis 300 Tiere im Jahr im Tierheim. Eine große Anzahl davon sind Katzen und Kleintiere.

Zisch: Wie viel kostet ein Hund, wenn er von euch vermittelt wird?
Witte: Bei uns bezahlt man im Prinzip nichts für ein Tier, aber wir vermitteln sie gegen eine Schutzspende. Die liegt bei einem Hund bei etwa 250 bis 350 Euro. Die Spende ist zum Schutz des Tieres gedacht, wie der Name schon sagt.

Zisch: Wie viele Mitarbeiter habt ihr beim Tierschutzverein Freiburg?
Witte: Aktuell sind wir zwischen zehn und fünfzehn Personen. Dazu zählen Vollzeitkräfte, Teilzeitkräfte und Minijobber. Zu unserem Kollegium gehören mittlerweile auch sehr viel ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das sind fantastische, großartige Leute, die in ihrer Freizeit, ohne Bezahlung, herkommen und uns helfen. Ohne diese Menschen wären wir in den vergangenen beiden Jahren richtig aufgeschmissen gewesen.

Zisch: Warum sind Sie Tierpfleger geworden?
Witte: Für mich war es von klein auf ein Wunsch, Tierpfleger zu werden. Ich habe schon immer den Drang gehabt, mit Tieren in Kontakt zu sein, und dann habe ich irgendwann mal ein Schulpraktikum in einem Zoo gemacht und gemerkt, das ist das Allerschönste auf der Welt. Meine Ausbildung habe ich nach der Schule von 2010 bis 2013 im Tierpark in Berlin gemacht. Aber im Zoo habe ich gemerkt, dass ich nicht viel bewirken kann, und bin für den Tierschutz 2014 nach Freiburg gekommen. Jetzt bin ich hier sehr glücklich im Schwarzwald und beim Tierschutzverein in Freiburg.
Zisch: Wie viele Stunden arbeiten Sie?
Witte: Ungefähr acht Stunden täglich. Wir haben aber keine Glocke, die wir schlagen und sagen, jetzt gehen wir nach Hause. Wenn es einem Tier sehr schlecht geht, dann bleiben wir auch länger oder fahren nach dem Feierabend zum Tierarzt. Wir machen auch für Tiere, die wir vermitteln, Vorkontrollen. Also wir schauen uns das Zuhause von Menschen persönlich an, die ein Tier von uns haben möchten, um zu schauen, ob sie es dort gut haben werden. Oder wir springen ein, wenn jemand krank ist. Feiertags- , Wochenend- und Mehrarbeit ist eine Selbstverständlichkeit für uns.
Zisch: Wie viel Verantwortung haben Sie im Tierheim?
Witte: Sehr, sehr viel. Jeder von uns Tierpflegern muss für Lebewesen sorgen. Damit meine ich, dass ein Tier sterben könnte, wenn wir einen Fehler machen. Wir müssen daher immer wachsam sein. Aber wir Arbeitskollegen stärken uns gegenseitig den Rücken und können die Schwächen des anderen ausgleichen.

Zisch: Haben Sie ein Lieblingstier?
Witte: Ja, dauernd. Fast alle sind gefühlt meine Lieblinge. Man stellt zu einzelnen Hunden und Katzen schnell eine Verbindung her. Momentan bin ich verliebt in unsere Leopardgeckos, weil sie immer lächeln. Sie sehen so süß aus. Mein absolutes Lieblingstier habe ich mit nach Hause genommen: meinen Hund. Jeder aus dem Kollegium hat Tiere aus dem Tierheim als Haustiere.

Zisch: Wie wird das Tierheim finanziert?
Witte: Wir sind auf Spenden angewiesen. Wir haben aktuell Kosten von bis zu 900.000 Euro pro Jahr. Damit sind aber nur die Kosten gedeckt, um überleben zu können. Wir werden auch zu einem kleinen Anteil durch die Stadt Freiburg für die Fundtierannahme subventioniert. Den größten Teil des Geldes decken wir über Spenden, Mitgliederbeiträge und Patenschaften. Dafür sind wir auch sehr dankbar.

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 31. März 2023: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel