Account/Login

Ornithologie

Die Eule ist der menschlichste Vogel – und daher schon immer von Interesse

  • Christopher Beschnitt (KNA)

  • Mo, 30. Oktober 2023, 21:15 Uhr
    Panorama

     

Der Mensch interessiert sich seit Jahrtausenden für die Eule, das belegen kulturelle Zeugnisse. Grund dafür dürfte sein, dass Kauz und Co. ihm von allen Vögeln am ähnlichsten sehen. Dabei ist Eule nicht gleich Eule.

Ein Waldkauz schaut aus einer Baumhöhl...utschland zum Vogel des Jahres gekürt.  | Foto: Peter Kühn
Ein Waldkauz schaut aus einer Baumhöhle. 2017 wurde er vom Naturschutzbund Deutschland zum Vogel des Jahres gekürt. Foto: Peter Kühn
Ihr Kopf ist rundlich, das Gesicht flächig. Die Augen sind groß und nebeneinander angeordnet, nicht gegenüber wie bei anderen Flugtieren. Manche Arten tragen zudem aufgestellte Federbüschel, die aussehen wie Ohren. Kurz: Die Eule ist der "menschlichste" aller Vögel, zumindest dem Äußeren nach.

Vermutlich deshalb beschäftigt sich der Mensch seit jeher mit diesem Tier. Er hat dem Vogel über die Jahrtausende allerlei Symbolik angedichtet, freundliche wie finstere. Finsteres passt freilich gut zur Lebensart der Eule, die meistens nachts aktiv ist. Jetzt in der dunklen Saison schlägt also die große Stunde von Uhu, Kauz und Co.

Eulen leben auf der ganzen Welt, nur nicht in der Antarktis. Es gibt etwa 200 Arten, in Deutschland zehn. Darunter sind so verbreitete wie die Schleiereule und Raritäten wie die extrem seltene Zwergohreule. Und dann ist da noch der Uhu: Die größte Eule überhaupt wird bis zu 3,2 Kilogramm schwer und hat eine Flügelspannweite von an die 1,90 Meter.

Die kleinste heimische Art hingegen, der Sperlingskauz, wird gerade mal faustgroß. Eule ist also nicht gleich Eule. Der Sperlingskauz ist eulenuntypisch auch eher tags als nachts aktiv, wie Einhard Bezzel im "BLV-Handbuch Vögel" schreibt. So gehe er Fressfeinden wie dem größeren Waldkauz aus dem Weg.

Der Waldkauz wiederum hat mit eigenen Problemen zu kämpfen. So notiert Desmond Morris in seinem Eulen-Porträt aus der Reihe "Naturkunden" über dessen Ruf "Kuwitt": "Weil dies im Volksaberglauben als ‚Komm mit!‘ verstanden wurde, hing dem Waldkauz bis weit in die Neuzeit der Ruf des Todesboten an."

Schon die Heilige Schrift redet der Eule übel nach

Darin wird sie laut dem wissenschaftlichen Bibellexikon "WiBiLex" als unreines Tier gebrandmarkt. "Christliche Theologen des Mittelalters brachten die Eule weiter in Verruf", sagt Morris. Die Folge: Eulen wurden vielfach gejagt und getötet. Doch die Eule wird auch verehrt – etwa im Hinduismus. Dort wird sie als Begleiterin der Glücksgöttin Lakshmi gewürdigt. Die Griechen prägten die Eule (wohl einen Steinkauz) schon vor Jahrtausenden auf ihre Münzen und tun es bis heute – denn auch ihre Hauptstadt ist nach der klugen Göttin Athene benannt, deren Sinnbild die Eule ist. Jede Menge Fans hat das Tier dank Harry Potter erhalten – der berühmte Zauberer hält sich bekanntlich die Schneeeule Hedwig.

Eulen fressen besonders gerne Nager wie Mäuse, aber auch Würmer, Fische, Insekten und andere Vögel. Der Uhu schlägt mitunter sogar Rehkitze. Geortet wird dieses Futter von den Tieren mithilfe ihres phänomenalen Seh- und Hörvermögens. Und dann nähern sich die meisten Eulen ihrer Beute lautlos an.

Grund sind die im Vergleich zu sonstigen Vögeln sehr weichen Schwungfedern. "Diese Besonderheit reduziert die Luftverwirbelung beim Flügelschlag und dämpft so das Rauschen, das andere Vögel beim Fliegen verursachen", sagt Desmond Morris.

Wer diese Faszination von Nahem beobachten möchte, kann an seinem Haus Eulen-Nistkästen anbringen. Bauanleitungen bieten Naturschutzverbände im Internet. Wichtig: Der zugehörige Garten muss naturnah sein, damit die Tiere auch Nahrung finden – es braucht also heimische Gewächse. Bei Ansiedlung darf man sich, wie Morris schreibt, auf einen – sagen wir – eigenwilligen Gesang freuen.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 31. Oktober 2023: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel